Stahlbauer von SCHORISCH Magis machen Bahnhofsbrücke von Warnemünde wieder flott / Eine der ältesten Drehbrücken
Warnemünde / Karstädt (k-w). Mit ihren fast 44 Metern Länge gehört sie zu den ältesten Drehbrücken Deutschlands. Dass sich die Bahnhofsbrücke in Warnemünde überhaupt wieder störungsfrei um 90 Grad drehen lässt, ist das Verdienst von Stahlbauern aus dem brandenburgischen Karstädt. Das Team von SCHORISCH Magis hat sowohl den Drehantrieb als auch die Lagerung im Auftrag der Hansestadt Rostock grundlegend erneuert.
Die Drehbrücke des Ostseebades, die erstmals 1903 in Betrieb genommen wurde, ist freilich nicht das erste technische Denkmal, dass die Ingenieure und Handwerker aus Karstädt wieder flott bekommen haben. Denn sie gelten als die Spezialisten für die Sanierung alter Stahlkonstruktionen zu Lande und zu Wasser.
„Die Erneuerung solcher Bauwerke, an denen der Zahn der Zeit nagt, verlangt exakte Planungen und viel Sachverstand“, weiß Projektleiter Holger Hahn, „vor allem die Schweißtechnik spielt dafür eine herausragende Rolle.“ Auch in Warnemünde, wo die Gesamtstützweite der Bahnhofsbrücke stolze 41,50 Meter beträgt, wurde mit höchster Präzision gearbeitet.
Das Drehsegment allein hat eine Länge von 29,50 Meter. Bei einer Breite von 7,10 Meter ist der Stahlkoloss nach Gewichtsermittlung mittels Wägezellen stolze 56 Tonnen schwer. Für die Sanierungs- und Schweißarbeiten wurde er mit Hilfe hydraulischer Pressen um 65 Zentimeter angehoben und dann auf Pallungen festgesetzt.
Die Holzbohlen des Brückenbelags ruhen auf Auflagerhölzern, die wiederum auf Querträgern aus Walzprofilen aufliegen. Diese übergeben die Lasten an die Längsträger, die sich auf den Querträgern abstützen. Die Brückenfläche misst 310 Quadratmeter und ist mit Stahlrohrgeländern und Straßenlampen ausgestattet. Beide Überbauteile sind genietete Stahltrog-Konstruktionen.
An der Brücke wurden die Drehmechanik sowie die Lauf- und Führungseinrichtungen in Stand gesetzt. Zusätzlich wurde das Hauptdrehlager, der sogenannte Königsstuhl, erneuert, der auf dem Mittelpfeiler sitzt. Alle Stahlbauteile wurden aus Stahl S235 oder S355 J2+N nach DIN 10025 als Schweiß- oder Schraubkonstruktion hergestellt. Für die tragenden Teile kam ultraschallgeprüfter Stahl zum Einsatz. Material mit Z-Güte gemäß DIN EN 1993-1-10 wurde für die zugbeanspruchten Bauteile genutzt. Alle neuen Teile wurden werksseitig mit Korrosionsschutz behandelt.
Das Lagersystem des historischen Bauwerks entspricht der sogenannten Schwedlerschen Drehbrücke, einem System, das Anfang des letzten Jahrhunderts häufiger genutzt wurde. Die Drehlagerung erfolgt über einen mittig gelegenen Königszapfen, zwei Lauf- und zwei Stützrollen. Diese laufen auf einer kreisförmigen Rollbahn, die auf dem Mittelpfeiler verankert ist. Ist die Brücke geschlossen, liegt sie auf zwei einfachen Auflauflagern. Das entgegengesetzte Ende ruht auf zwei Exzenterlagern.
Bedient wird das Technik-Denkmal auch heute noch von Hand, wenngleich nur noch zu besonderen Anlässen. Dazu wird die Brücke mit einem Hebel auf der Oberseite entriegelt und das Drehsegment mittels eines Handrades bewegt. Ein am Überbau gelagertes Übersetzungsgetriebe mit Zahnritzel bewegt sich entlang der Innenverzahnung an der Rollbahn auf dem Drehpfeiler.
Über 20.000 Fußgänger und Radfahrer passieren die Brücke in der Hochsaison täglich, um vom Bahnhof auf der Mittelmole zum Ortskern zu gelangen. Darunter auch die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe. Da die Brücke während der Bauzeit nicht voll gesperrt wurde, zeichnete das SCHORISCH-Team auch für die Absperrungen und Verkehrsführung verantwortlich.
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Die Bahnhofsbrücke in Warnemünde haben die Stahlbauer von SCHORISCH Magis grundlegend saniert. Jetzt dreht sich das Technik-Denkmal wieder.
Foto: SCHORISCH Gruppe
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